Im Gespräch mit

Thomas Bruhn

Leiter der Forschungsgruppe A Mindset for the Anthropocene am IASS Potsdam

Lieber Herr Bruhn, was macht Transdisziplinarität für Sie aus?

Transdisziplinarität ist ein Oberbegriff für Forschungsvorhaben, in denen Wissenschaft versucht, sich an gesellschaftlichen Problemen zu orientieren und die eigenen Prozesse der Wissensgenerierung für das Antworten auf realweltliche Probleme zu gestalten. Also nicht rein neugiergetriebene Forschung, sondern erst in die Gesellschaft zu schauen, welche Probleme da vorliegen und den Forschungsprozess als Möglichkeit zu begreifen, darauf zu antworten. Das andere Wesentliche ist, dass der Erkenntnisprozess über die Grenzen disziplinären Verstehens hinausgeht. Das bedeutete, dass ein Forschungsprozess nicht rein akademisch geschieht, sondern die Wertschätzung dafür zugrunde liegt, dass andere Wissensbestände wie Praxiswissen oder Erfahrungswissen, auf die Forschung normalerweise keinen Zugriff hat, genauso relevant sind. Diese Wissensbestände miteinander zu integrieren, um gemeinsam Verständnisse und Lösungen zu generieren, die sowohl wissenschaftlich interessant und neu sind, aber eben auch Beiträge für Gesellschaft leisten durch die Integration nicht akademischer Wissensbestände – das sind für mich die zwei zentralen Aspekte.

Thomas Bruhn ist Physiker und arbeitet seit 2012 transdisziplinär am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung IASS Potsdam (Profil). Dort leitet er die Forschungsgruppe AMA (A Mindset for the Anthropocene) zu der Frage, auf welche Weise die Kultivierung innerer Haltungen wie Achtsamkeit und Mitgefühl zum Wandel zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Seit 2017 arbeitet er zudem zu kollektivem Lernen und Ko-Kreativität im Kontext politischer Entscheidungsprozesse für Nachhaltigkeit.

[Foto © Lotte Ostermann]

Wie sehen Sie das Verhältnis von Transdisziplinarität und transformativer Wissenschaft?

Transformative Wissenschaft wirft die Frage auf: Wie sehr mischt sich Wissenschaft in die Mitgestaltung von Transformationsprozessen mit ein? Transformative Wissenschaft bedeutet, dass Forscher*innen sich aus dem Elfenbeinturm rausbewegen und nicht nur beobachten oder Expertise bereitstellen, sondern dass sie begreifen: Durch meine Art zu forschen bringe ich mich mitgestaltend in den eigentlichen Veränderungsprozess mit ein. Das kann sehr unterschiedliche Formen annehmen, aber überhaupt diesen Anspruch der Mitgestaltung zu verfolgen, das steckt für mich als wesentliches Merkmal in dem Begriff transformative Forschung.

 

Also würden Sie Transdisziplinarität als eine Methode sehen, um diesem Gestaltungsprinzip gerecht werden zu können?

Ja, ich denke, Forschung, die gesellschaftlich unmittelbar relevant sein und mitgestalten möchte, sollte transdisziplinär vorgehen. Ich würde aber auch sagen, transdisziplinäre Forschung muss nicht transformativ sein, sondern kann auch rein dem Erkenntnisgewinn dienen. Da aber Transdisziplinarität sich aus dem Wunsch begründet, Antworten für gesellschaftliche Probleme zu generieren, wird sie eigentlich immer Berührung haben mit Veränderungsprozessen. Da liegt es nahe, die eigene Forschung auch mitgestaltend, also transformativ, anzugehen. Das formt einen Wissenschaftsprozess allerdings schon sehr, wenn man sich von vornherein darüber klar ist: Wir begreifen uns als einmischende Akteur*innen. Das wirft normative Fragen auf und die subjektive Perspektive der Wissenschaftler*innen auf die gesellschaftlichen Probleme muss dann mit reflektiert werden. In normaler interdisziplinärer Forschung würde man diese Fragen wahrscheinlich nicht so sehr aufwerfen. Sobald die Forschung transformativ wird, muss sie die normative Orientierung und die Weltanschauungen der verschiedenen Disziplinen, die beteiligt sind, mit in den Diskurs einbringen.

»Ohne das, was wir als persönlichen Aspekt begreifen, kann ein kollektiver Wandel des miteinander verwobenen Mensch-Erde-Systems nicht geschehen.«

Worum geht es in Ihrer Gruppe Denkweisen und Geisteshaltungen für das Anthropozän (AMA)?

Motiviert ist das Projekt letztlich wie fast alle Nachhaltigkeitsforschung aus der Liebe zur Welt, daraus, dass es uns nahegeht, was gerade mit der Erde passiert. Über mehrere Jahre hinweg merkten wir, dass es uns am IASS, das ein Hub für Nachhaltigkeitsforschung, aber auch Politikberatungsprozesse ist, einfach merkwürdig vorkam, dass sich diese Diskurse über die Veränderung der Welt oft vor allem darum drehten, die bestehenden Prozesse des Erdsystems bestmöglich zu managen oder zu manipulieren, nicht aber um Fragen von Sinn und Bedeutung dieser Veränderungen und die Rolle von menschlichem Bewusstsein darin. Also alles, was mit meaning making zu tun hat, blieb irgendwie meist außen vor. Für mich ist persönlich klar: Wenn es mir nicht ans Herz geht, wie es der Erde geht und den Lebewesen um mich herum, dann wird das sehr wenig Veränderung in mir auslösen, in der Art, wie ich mich verhalte, wie ich in Beziehung trete.

Das Projekt ist nun im Grunde nichts Anderes als die Einladung in einen Suchprozess, auf welche Weise die menschliche Subjektivität ein relevanter Faktor in der Gesamtsystemdynamik ist. Wenn wir uns um das Gesamtsystem der Erde Sorgen machen, dann können wir das nicht sinnvoll tun, ohne dass wir die menschliche Subjektivität als einen relevanten Faktor ernst nehmen. Dabei gibt es natürlich massive Wechselwirkungen zwischen strukturellen Elementen, subjektiven Elementen, kollektiven Elementen. Aber ohne das, was wir oft als persönlichen Aspekt begreifen, kann so ein kollektiver Wandel des miteinander verwobenen Mensch-Erde-Systems nicht geschehen.

Im Projekt geht es nicht darum, die eine Antwort zu finden, sondern vor allem darum, Frames zu entwickeln, in denen Antwortfindung möglich ist. Der Unterschied ist, dass nach unserer Überzeugung die tatsächlichen Antworten, um innerhalb von Systemen transformativ wirken zu können, kontextspezifisch gefunden werden müssen, mit den Menschen, um deren Kontext es jeweils gerade geht. Die Frage ist also: Was für Prozesse und was für Denkrahmen ermöglichen es uns, in diesem Kontext Fragen von Bedeutung und Subjektivität mit in den Wandel zur Nachhaltigkeit zu integrieren und eben nicht so zu tun, als gäbe es eine objektive Strategie, die wir irgendjemandem überstülpen könnten, sondern mit den Menschen und ihrem eigenen Bedeutungskontext diese Lösungen zu entwickeln.

»Dem IASS liegt es am Herzen, ausreichend reflexive Momente anzubieten, in denen die eigene Perspektive im Austausch mit anderen hinterfragt werden kann.«

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit im Projekt aus?

Wir haben drei Stränge. Wir fördern erstmal das Verstehen zu diesem Zusammenhang, also betreiben konzeptuelle Forschung beispielsweise im Bereich der Sozialwissenschaft und Philosophie. Zweitens betreiben wir Community Building. Wir haben eine visualisierte Datenbank entwickelt, die diese Forschungsinhalte sichtbar macht und es Akteur*innen ermöglicht, in diesen Zusammenhängen zu navigieren: Was gibt es für Projekte, für Institutionen und für Personen, die sich mit diesem Themenfeld auseinandersetzen? Das dritte ist, dass wir praktizieren: Wir bieten also selbst solche Reflexions- und Empowerment-Prozesse an auf der Basis einer Architektur, die wir gemeinsam mit vielen Partner*innen aus unserem Netzwerk entwickelt haben. Das machen wir letztlich rund um die Welt, mit verschiedenen Gruppen von Akteur*innen, die uns einladen. Wir haben zum Beispiel einen Reflection & Dialogue Space auf der Klimakonferenz in Madrid angeboten. Eine sehr spannende Erfahrung, um zu experimentieren: Welche Möglichkeit haben solche reflexiven und zugleich ko-kreativen Prozesse, um in diesen Kontexten Veränderungen zu begleiten?

 

Wie gehen Sie in diesen Prozessen damit um, dass Teilnehmende oft sehr unterschiedliche Bewusstseinszustände mitbringen?

Erstmal ganz allgemein gesprochen: Wir nehmen jede*n wertschätzend so an, wie er oder sie ist. Ich habe selber nicht den Wunsch, und ich finde es auch problematisch, Menschen einen anderen Bewusstseinszustand nahelegen zu wollen oder zu behaupten, dieser oder jener sei besser oder angemessener als ein anderer. Das finde ich extrem schwierig. Dem begegne ich aber leider sehr oft. Das, was dem IASS am Herzen liegt, ist, ausreichend reflexive Momente anzubieten, in denen die eigene Perspektive hinterfragt werden kann im Austausch mit anderen. Und dann geht es oft mehr um das Facilitieren des Frageprozesses als um das Austauschen der Antworten. Und das ist immer eine Einladung. Das ist nichts, was ich jemandem aufdrücken kann. Ganz klar ist es aber auch so, dass diese Prozesse, die Fragen von Werten und Weltanschauungen berühren, etwas Konflikthaftes mit sich bringen können. Deshalb bilden wir uns gezielt weiter im praktischen Umgang mit diesen Konflikten.

Der Austausch mit Menschen, die ganz unterschiedlich auf das gleiche Thema schauen, steht für mich im Zentrum des Potenzials, das Ko-Kreation ausmacht. Dafür bieten wir reflexive Schlaufen und Räume an. Das ist mit einer sehr unterschiedlichen Eindringtiefe möglich, je nachdem, ob ich einen dreistündigen Workshop oder ein dreitägiges Event organisieren kann. Nicht jede*r ist sofort bereit, sich auf so einen Drei-Tages-Prozess einzulassen. Darum ist das oft etwas Schrittweises, dass man merkt: Hier kommt eine Inspiration. Es verändert sich etwas Wesentliches. Darauf lasse ich mich jetzt noch mal tiefer ein. Deshalb hat das viel mit einem iterativen Community Building zu tun.

»Es muss nicht die eine Initiative sein, die dann groß wird und Scaling betreibt, sondern es geht um das Aktivsein in den eigenen Beziehungen und Netzwerkkonstellationen. Das finde ich unglaublich wichtig, weil es eine gewisse Demut bedeutet.«

Ihr Ansatz scheint bottom up zu wirken. Wie kann damit die globale Reichweite erzeugt werden, die beispielsweise zur Eindämmung der Klimakrise nötig ist?

Das ist eine fundamentale Frage, weil sie das Gesamtverständnis unserer theory of change berührt: Wie begreifen wir Wandel? Silke Helfrich hat das mal in einem Gespräch sehr schön auf den Punkt gebracht und gesagt: »Scaling is part of the problem«. Weil es auch einer Mentalität der Übergriffigkeit entspringt, die nicht unserem Verständnis von Systemwandel entspricht. Ich persönlich kann mit dieser Unterscheidung zwischen bottom up und top down immer weniger anfangen. Natürlich macht es für manche Einzelbetrachtungen Sinn, aber für das große Ganze trägt das Bild für mich nicht mehr.

Das zugrundeliegende Bild ist für mich eher das Bild eines selbstorganisierten Netzwerks, wie zum Beispiel eines Gehirns. Und da begreife ich Wandel wirklich als emergentes Phänomen aus der Vernetzung von Netzwerken. Es gibt ein spannendes Buch Connecting to change the world, das bespricht, wie Netzwerke Ideen miteinander austauschen und in unterschiedlichen Kontexten und Systemebenen wirksam machen. Am Ende weiß niemand mehr, wo die Idee ursprünglich herkam, und das ist auch gar nicht nötig. Es muss nicht die eine Initiative sein, die dann groß wird und Scaling betreibt, sondern es geht um das Aktivsein in den eigenen Beziehungen und Netzwerkkonstellationen. Das finde ich unglaublich wichtig, weil es eine gewisse Demut bedeutet, eben nicht zu glauben, dass wir hier die eine Lösung entwickeln, die dann groß skaliert werden muss und letztlich nur an ihrer Reichweite gemessen wird. Worum es für mich geht, ist die Authentizität des eigenen Ansatzes: Wie echt und wirksam ist das, was hier praktiziert wird? Und wie steht das in Beziehung mit anderen Akteur*innen, für die das wiederum einen Wandel bedeutet? Wir wollen also keine bottom-up Bewegung mobilisieren, sondern ein forschender Katalysator für eine Netzwerkbildung sein.

Das, worum es uns eigentlich geht, ist ein Kulturwandel, also das Erleben von veränderter Wirksamkeit in Beziehung miteinander. Und zwar nicht in Beziehung nur innerhalb der eigenen Blase, sondern über verschiedene Ebenen des Netzwerks hinweg, also vernetzt zwischen Politik und Wissenschaft und Zivilgesellschaft, rund um ein gemeinsames Anliegen und gemeinsame Werte. Dieser Ansatz nimmt jede*n als Person ernst in seinem*ihrem Wirksamkeitskontext, aber eben bewusst nicht als Individuum, sondern als vernetzte*n Agent*in des Wandels in seinem*ihrem Beziehungsgefüge.

 

Welche Tipps würden Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Mein Astrophysikprofessor hat uns zu Beginn seiner Vorlesung sinngemäß gesagt: »Ich vermittele euch einen Zugang zur Sonne. Der ist geeignet, um ein ganz bestimmtes Set von Fragen zu beantworten, die ihr an die Sonne stellen könnt mit ganz bestimmten Absichten. Bitte vergesst nie, was diese Fragen und diese Absichten sind, wenn ihr diese Methode wählt. Und wenn ihr eine andere Frage oder eine andere Absicht habt, seid fähig, euren Zugang, euer Fenster der Anschauung, zu wechseln.« Diese Fähigkeit, die Grundlagen des eigenen disziplinären Zugangs erst einmal zu verstehen, bewusst zu halten und in einen fruchtbaren Austausch zu bringen, ohne dabei die eigene Perspektive notwendigerweise aufzugeben, die erscheint mir essenziell.

Die Crux ist, wenn Sie selber sich nicht im Klaren über Ihre Grundannahmen sind, weil Sie die einfach als 20-Jährige*r an der Uni und natürlich schon lange davor in Ihrer persönlichen Biographie angefangen haben zu lernen und die irgendwann wie selbstverständlich mitfließen. Dann sind Sie nicht in der Lage, in einen gelingenden Austausch zu gehen mit jemandem, der*die vielleicht mit 20 Jahren angefangen hat, bei Exxon Karriere zu machen, oder mit jemandem, der*die in einer indigenen Kultur aufgewachsen ist und ganz andere Arten hat, für sich Welt und Wirklichkeit verständlich zu machen. Diese Bereitschaft, die eigenen Grundannahmen zu erforschen, sich darüber bewusst zu sein und in einen Austausch zu bringen, ohne anderen hierarchisch-wertend zu begegnen, erscheint mir essenziell. Das passiert leider oft, weil auch die Wissenschaft oft einen gewissen Dominanz- oder Herrschaftsanspruch in der Weltdeutung vertritt. Je breiter die Spannweite der relevanten, beteiligten Disziplinen und gesellschaftlichen Perspektiven ist, desto wichtiger wird dieser bewusste Umgang mit den eigenen Annahmen.

 

»Wenn Transdisziplinarität nun bewusst dahin geht, disziplinäre Spezialisierungen in Kontakt miteinander zu bringen, kann das auch Unsicherheiten und Identitätskonflikte mit sich bringen.«

Gleichzeitig kommt dieses Reflektieren der eigenen Annahmen in der wissenschaftlichen Ausbildung so gut wie nicht vor.

Ich vermute, dass es vielleicht sogar eine Art Angst gibt, sich damit auseinanderzusetzen, weil so viel auch von der eigenen Identität daran hängt. In der wissenschaftlichen Ausbildung geht es ja zunächst darum, überhaupt erst einmal eine konkrete Perspektive einzunehmen und zu erlernen. Und klassischerweise entwickelt man schließlich in der akademischen Landschaft seinen Weg durch die Formung einer sehr spezialisierten Expertise, über die man sich professionell definiert. Das schafft ja auch ein Gefühl von Sicherheit, und die Sicherheit des eigenen Standpunktes hängt dann gewissermaßen von der Verlässlichkeit dieser Annahmen ab. Und mein Eindruck ist zudem, dass dabei die fachliche Identität und persönliche Identität auch sehr verwoben sein können. Diese zu hinterfragen, ist also sicherlich nicht für jede*n gleichermaßen angenehm und unkritisch.

Wenn Transdisziplinarität nun bewusst dahin geht, disziplinäre Spezialisierungen in Kontakt miteinander zu bringen, kann das schon auch Unsicherheiten und Identitätskonflikte mit sich bringen. Das ist wieder für mich die Brücke zu den Formaten: Es ist unglaublich wichtig, aber auch herausfordernd, solche Prozessframes anzubieten, die geschützt genug sind, dass Menschen bereit sind, sich aus ihrer Komfortzone raus zu bewegen und zu sagen: Wir suchen nach Bedeutung und sinnvollen Antworten außerhalb dessen, was sich für mich vertraut anfühlt, ohne – und das ist wirklich wichtig – ohne, dass das gleichzeitig heißt, dass alle Perspektiven gleich sind. Das sind sie natürlich nicht. Ich habe ja Fug und Recht und ein Fundament, in einem Prozess meine Perspektive zu vertreten. Und das ist die Balance, die sehr bewusst ausgelotet werden muss. Da braucht es wirklich geschickte Moderation und eine gesunde Konfliktkultur. Das ist natürlich auch ein Aspekt von Persönlichkeitsbildung für die Beteiligten, den wissenschaftliche Ausbildung eigentlich idealerweise beinhalten sollte.

 

Wie kann ich als junger Mensch diesen Prozess der Selbstreflexion durchlaufen, wenn er mir im Studium nicht geboten wird? Ohne externen Input ist das vermutlich nicht leicht zu erreichen.

Letztlich geht es vielleicht vor allem darum, sich Leute suchen, die möglichst anders sind als man selber, mit denen man aber einen gemeinsamen Bezugspunkt hat. Also den Mut zu haben, sich in ein Feld zu begeben, wo uns eine gemeinsame Frage umtreibt, aber wir aus sehr verschiedenen Perspektiven darauf schauen. Ich weiß nicht, wie sehr digitale Plattformen solche Kommunikationsräume tatsächlich funktional bereitstellen. Ich glaube, es braucht oft den persönlichen Austausch, weil da noch Ebenen mitkommuniziert werden, die in einem virtuellen Gespräch fehlen. Aber dieses bewusste Ich suche mir jetzt mal eine Perspektive auf das gleiche Thema, die anders ist und ich höre zu, das ist wichtig. Ohne dass wir uns gegenseitig überzeugen müssen. Bewusst in dieser wertschätzenden Neugier über das Andere zu bleiben, das erscheint mir zentral. Ich glaube, dann findet man auch andere Menschen, die einen da bereichern können.

Interview: April 2020