TransImpact

Wirkungsvolle transdisziplinäre Forschung. Analyse und Transfer von Standards für transdisziplinäre Forschung. Vorstudie für eine Virtual Academy for Transdisciplinarity Studies.

Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) (Leitung)

Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) an der TU Berlin

Prof. Dr. Armin Grunwald (Köln)

Dr. Florian Keil (kib keep it balanced)

Ort: Frankfurt a.M. und Berlin
Seit: 2015
Bis: 2019
Aktiv in: transdisziplinäre Forschung; Netzwerkaufbau; Prozessgestaltung; akademisches Publizieren; Grundlagenforschung; wissenschaftliche Qualitätssicherung
Kategorie: Forschungsprojekte & -gruppen
Website

Das übergeordnete Ziel eurer Arbeit:

Transdisziplinäre Forschung kann – etwa in der Nachhaltigkeitsforschung – die Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme gezielt unterstützen. Denn transdisziplinäre Forschung öffnet sich, über Disziplingrenzen hinweg, auch für Erfahrungs- und Alltagswissen und erweitert mit diesem speziellen, aber nicht wissenschaftlichen Wissen den Erkenntnisprozess. Wie aber kann die transdisziplinäre Forschung ihre gesellschaftliche Wirkung optimal entfalten? Das untersuchten wir im Projekt TransImpact:

Wir werteten abgeschlossene transdisziplinäre Forschungsprojekte systematisch aus und validierten unsere Ergebnisse gemeinsam mit den Beteiligten der untersuchten Forschungsprojekte sowie mit weiteren Expert*innen aus der transdisziplinären Forschungspraxis. Das Projekt hatte vier Ziele:

(1) Stärkung der wissenschaftlichen Grundlagen: Integrative Konzepte, Methoden, Gütestandards und Qualitätsmerkmale werden identifiziert.

(2) Stärkung der wissenschaftlichen Gemeinschaft: Durch den Austausch über Herausforderungen und Qualitätsstandards transdisziplinärer Forschung wird die Netzwerkbildung unterstützt.

(3) Stärkung der Multiplikator*innen für transdisziplinäres Arbeiten: Beitrag zur Etablierung eines anerkannten Kanons zum transdisziplinären Forschen.

(4) Verstetigung der Wissensbasis: Einrichten der Webseite td-academy.de als virtuelles Forum, in dem die Erkenntnisse und Erfahrungen von TransImpact zur Verfügung gestellt und interaktiv weiterentwickelt werden konnten. Diese Webseite war gleichzeitig eine Vorstudie für eine Virtual Academy for Transdisciplinarity Studies.

 

Beschreibt in bis zu 100 Worten, wer ihr seid und was ihr macht:

Wir werteten abgeschlossene transdisziplinäre Projekte in Zusammenarbeit mit ihren Forschungsteams aus. Das heißt, wir analysierten gemeinsam mit Projektakteur*innen aus Wissenschaft und Praxis, wie die Wirkungen in ihren Projekten mit den eingesetzten Methoden zusammenhingen. Wir identifizierten Punkte, die in transdisziplinären Forschungsprozessen Gestaltungsmöglichkeiten bieten, um Wirkungspotenziale transdisziplinärer Forschung zu erhöhen.

Unter Wirkungen verstehen wir sowohl die gesellschaftlichen als auch wissenschaftlichen Wirkungen eines transdisziplinären Projektes, die auf dem Forschungsprozess und den erarbeiteten Ergebnissen beruhen. Die gewählten Vorgehensweisen und erarbeiteten Resultate (z.B. Leitfäden, Prototypen, etc.) können unterschiedliche gewollte und unbeabsichtigte Wirkungen entfalten. Sie können im Handlungsfeld – oder darüber hinaus – dauerhafte Veränderungen hervorbringen oder einen wissenschaftlichen Diskurs voranbringen. Mit ihnen sind außerdem in der Regel institutionelle oder personengebundene Lerneffekte verbunden. Wirkungen werden gefördert – oder verhindert – durch weitere Kontextbedingungen, die bei der Entwicklung, Planung und Durchführung transdisziplinärer Forschungsprojekte kaum beeinflussbar sind.

 

3 thematische Schwerpunkte eurer Arbeit:

Wir identifizierten geeignete Vorgehensweisen und Methoden, um gesellschaftliche und wissenschaftliche Wirkungen transdisziplinärer Forschung bereits während des Forschungsprozesses zu fördern.

Wir entwickelten ein differenziertes Wirkungsverständnis für transdisziplinäre Projekte.

Wir untersuchten die Bedeutung von Problemkonstitution, Partizipation, Wissensintegration und Übertragbarkeit für gesellschaftliche und wissenschaftliche Wirkungen von transdisziplinären Projekten.

 

Beschreibt eure Aktivitäten in zehn Stichworten:

Wirkungsforschung; partizipative Analyse abgeschlossener Projekte; qualitative empirische Sozialforschung; Validierung von Zwischenergebnissen durch Forschende aus der TD-Community; Aufbau eines Netzwerks von transdisziplinär Forschenden; Problemkonstitution; Partizipation; Wissensintegration; Übertragbarkeit; Online-Plattform

Wo würdet ihr eure Praxis verorten zwischen…

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Nische            

Gesamt-
gesellschaftlicher
Gegenentwurf

Transdisziplinäre Projekte bilden Räume/Nischen, in denen die Gestaltung von nachhaltigen Beziehungen zwischen Natur und Gesellschaft bzw. Transformationen ausprobiert werden können.

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Wissenschaft

Aktivismus

TransImpact verfolgte vor allem das wissenschaftliche Erkenntnisziel, gesellschaftliche Wirkungen transdisziplinärer Forschung besser zu verstehen, doch haben wir bewusst die Expertise von TD-Forschenden aus Wissenschaft und Gesellschaft einbezogen – insofern waren TD-Forschende unsere Praxispartner*innen, mit denen wir im transdisziplinären Forschungsmodus zusammengearbeitet haben.

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Ehrenamt       

Hauptamt

TransImpact war ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung gefördertes Projekt, in dem alle Wissenschaftler*innen hauptamtlich arbeiteten.

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Realpolitik      

Utopie

TransImpact hatte das Ziel, konkrete Empfehlungen für die wirkungsvolle Gestaltung von sehr realen Forschungsprojekten auszusprechen.

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Etabliert          

Newcomer

Transdisziplinäre Forschung ist mittlerweile fest etabliert. TransImpact trägt dazu bei, dass auch entsprechende Qualitätsstandards und Wirkungsmechanismen für diesen Forschungsmodus etabliert werden.

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Top-down      

Bottom-up

Transdisziplinäre Forschungsprojekte bearbeiten gesellschaftliche Problemstellungen und reagieren auf Wissensbedarfe – diese sind kontextbezogen und dezentral (bottom-up). Gleichzeitig sind die meisten Projekte staatlich finanziert, teilweise in großen Förderausschreibungen organisiert – dies könnte auch für top-down gelten.

Mit welcher eurer Aktivitäten aus der letzten Zeit seid ihr besonders zufrieden und warum?

Das Projekt ist seit Februar 2019 abgeschlossen. Besonders gefreut haben wir uns über die positive Resonanz des Projekts bei den Beteiligten der untersuchten Projekte aus Wissenschaft und Praxis, die wir jeweils für zweitägige Workshops eingeladen hatten. Sie waren sehr zufrieden mit diesem Rahmen und der Möglichkeit, aus einem gewissen zeitlichen Abstand noch einmal über ihre eigene Projektarbeit nachzudenken. Die transdisziplinär arbeitenden Wissenschaftler*innen, die wir regelmäßig zur Validierung unserer Zwischenergebnisse eingeladen haben, schätzten die Möglichkeit zum Austausch, Kontakte knüpfen und zur Reflexion über Transdisziplinäre Forschung aus einer Metaperspektive ebenfalls sehr.

Sehr erfreulich ist, dass die Aktivitäten aus TransImpact seit Juni 2020 im Nachfolgeprojekt tdAcademy – Plattform für transdisziplinäre Forschung und Studien weitergeführt werden.

 

Welche Aktivitäten habt ihr als nächstes geplant?

Die tdAcademy ist eine tolle Möglichkeit, Vernetzung und Forschung zu Transdisziplinarität weiter voranzubringen. Die Ergebnisse aus TransImpact fließen außerdem an diversen Stellen in die Lehre ein (z.B. Lehrtätigkeiten von Matthias Bergmann an der Leuphana Lüneburg), in Weiterbildungsangebote (z.B. im Rahmen von Ecornet) und in die weitere Projektarbeit (z.B. Projekt SynVer*Z).

 

Zu welchem Thema würdet ihr gerne arbeiten oder aktiv werden, wenn ihr keinen praktischen Einschränkungen (z.B. Finanzierung, Zeit) unterläget?

Mehr Grundlagenforschung über Transdisziplinarität, beispielsweise über die Wirkungen, die transdisziplinäre Forschung auf die Wissenschaft hat. Diesem Thema können wir uns bereits im Nachfolgeprojekt tdAcademy nähern.

Welche zentrale Lernerfahrung habt ihr in eurer Arbeit zu Transdisziplinarität und transformativer Wissenschaft gemacht?

  • Die Phase der Problembeschreibung/ Projektplanung/ Projektdesign ist zentral für die spätere Projektarbeit bis hin zu Ergebnissen und Wirkungen.
  • TD-Forschung ist zeitaufwändig, eine ernsthafte Beteiligung von Praxispartner*innen benötigt zeitliche und finanzielle Ressourcen – und Motivation bei allen Partner.
  • TD-Forschung stellt neue Anforderungen an Wissenschaftler*innen (z.B. Kompetenzen in Projektmanagement, Moderation, Formatgestaltung).

 

Was ist euer Geheimtipp für die Arbeit zu Transdisziplinarität und transformativer Wissenschaft?

Lange Projektlaufzeiten oder „Projektketten“ (d.h. mehrere Folgeprojekte hintereinander) sind überaus förderlich für den Erfolg und gesellschaftliche Wirkungen. Je besser/länger sich wissenschaftliche und Praxispartner*innen kennen, desto leichter wird die Zusammenarbeit.

 

Was ist die größte Herausforderung bei Aktivitäten zu Transdisziplinarität und transformativer Wissenschaft?

Für Wissenschaftler*innen: TD-Projekte beinhalten zeitaufwändiges Projektmanagement, oft bleibt kaum Zeit für eigene Forschungsaktivitäten.

Für alle ist ein guter Umgang mit der Diversität der Beteiligten herausfordernd. Unterschiedlichen Interessen, unterschiedlichen Sprachen, unterschiedlichen Zeitpläne etc. sollte viel Aufmerksamkeit geschenkt werden – und dann ist diese Vielfalt ein Geschenk.

 

Welche institutionellen und/oder strukturellen Faktoren erschweren euch die Aktivitäten im Bereich Transdisziplinarität und transformative Wissenschaft?

Die an TransImpact beteiligten Institutionen arbeiten schon lange und erfolgreich mit transdisziplinären Forschungsansätzen. Schwierig wird es immer dort, wo die Qualitätskriterien, an denen man gemessen wird (z.B. disziplinäre Standards, Publikationsziele), nicht zum integrativen Forschungsmodus Transdisziplinarität passen.

 

Was sind aus eurer Sicht blinde Flecken im Diskurs zu transformativer Wissenschaft?

Wo problemorientiert und kontextspezifisch gearbeitet wird, stellt sich immer die Frage nach Transfer und Übertragbarkeit auf andere Handlungsfelder, Orte oder Akteure. Das Transferpotential für transdisziplinäre Vorgehensweisen wird hierbei oft unterschätzt.

Stand: Januar 2021