Economists 4 Future in Deutschland, Österreich und der Schweiz

© John Englart (Takver)

Ort: Deutschsprachiger Raum
Seit: 2019
Bis:
Aktiv in: Wissenschaftskommunikation; Netzwerke aufbauen; akademisches Publizieren
Kategorie: Institutionen; Netzwerke und Plattformen
Website

Das übergeordnete Ziel eurer Arbeit:

Eine Wirtschaft für Mensch und Natur

 

Beschreibt in bis zu 100 Worten, wer ihr seid und was ihr macht:

Wir bieten eine deutschsprachige Plattform, die kritisch-konstruktive Impulse zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft hervorbringt. Im Mittelpunkt steht ein Wirtschaftsverständnis, das die ökologischen und sozialen Grundlagen der Ökonomie ebenso wie demokratische Gestaltungsspielräume anerkennt und verantwortet.

 

3 thematische Schwerpunkte eurer Arbeit:

Transformation der Wirtschaft

Transformation der Wirtschaftswissenschaften

Vernetzung und Skalierung des entsprechenden Wissens und der Stakeholder aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft

 

Beschreibt eure Aktivitäten in zehn Stichworten:

Transformationsplattform; Wissensknoten; Vernetzung; Science4Future; Transformative Wirtschaftswissenschaft

Wo würdet ihr eure Praxis verorten zwischen…

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Nische            

Gesamt-
gesellschaftlicher
Gegenentwurf

Wir skalieren Nischenwissen, damit es breite Kreise ziehen kann.

2 Table Header

Wissenschaft

Aktivismus

Wir prägen gemeinsam mit anderen Scientists4Future einen neuen Typus engagierter Wissenschaft.

2 Table Header

Ehrenamt       

Hauptamt

Wir streben einen Hybrid aus Ehrenamt und Hauptamt an.

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Realpolitik      

Utopie

Transformative Realpolitik ohne utopische Momente gibt es nicht.

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Etabliert          

Newcomer

Als institutioneller Newcomer vernetzen wir etablierte und weniger etablierte change agents.

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Top-down      

Bottom-up

Zielorientierte Wirtschaftstransformation darf auf keine Optionen verzichten.

Mit welcher eurer Aktivitäten aus der letzten Zeit seid ihr besonders zufrieden und warum?

Debattenreihe: Wir haben mittlerweile 3 Debattenreihen auf makronom.de veröffentlicht, in denen wir Expertisen zum Wirtschaften der Zukunft und der Rolle der Wirtschaftswissenschaften darin verhandeln. Über 20 einschlägige Expert*innen aus dem deutschsprachigen Raum haben dazu mittlerweile beigetragen.

 

Welche Aktivitäten habt ihr als nächstes geplant?

Die Erfahrungen und Anfragen der vergangenen Monate haben deutlich gezeigt, dass wir mit unserer Arbeit als Economists 4 Future den Zahn der Zeit treffen. Transformativen wirtschaftswissenschaftlichen Sachverstand zu bündeln und zu skalieren ist eine extrem wichtige Aufgabe, die im deutschsprachigen Raum bislang noch nicht gelöst wurde. Um sie langfristig und solide angehen zu können, haben wir uns dazu entschlossen, die Economists 4 Future zu professionalisieren. Eine Vereinsgründung wird dabei den ersten Schritt bilden, der von dem Aufbau hauptamtlicher Stellen begleitet werden soll.

 

Zu welchem Thema würdet ihr gerne arbeiten oder aktiv werden, wenn ihr keinen praktischen Einschränkungen (z.B. Finanzierung, Zeit) unterläget?

Wir sehen die dringende Notwendigkeit für die Gründung eines Sachverständigenrates zur Beurteilung ökonomischer Entwicklungen im deutschsprachigen Raum, der diese auf Grundlage neuer Wohlfahrtsindikatoren vornimmt. Die Gutachten des SVR werden der sozial-ökologischen Einbettungen der Ökonomie bislang nicht gerecht und können daher keine nachhaltige Bewertung der hiesigen Entwicklungen vornehmen. Neben neuen Wohlfahrtsindikatoren ist auf prinzipieller Ebene ein erneuertes Verhältnis der Ökonom*innen zur Zukunft dringend nötig. Das klassische Forecasting kommt in einer hochgradig dynamischen Welt an seine Grenzen und muss etwa durch antizipierende Methodologien ergänzt werden. Entsprechende Economists 4 Future an einen Tisch zu bringen und die wirtschaftspolitische Debatte im deutschsprachigen Raum zu gestalten, ist uns ein großes Anliegen.

Welche zentrale Lernerfahrung habt ihr in eurer Arbeit zu Transdisziplinarität und transformativer Wissenschaft gemacht?

Die Zeit für eine transformative Wirtschaftswissenschaft ist reif. Den Zuspruch, den wir insbesondere aus der Gesellschaft erhalten, ist enorm. Nun gilt es, diesen in neue Strukturen für eine zukunftsfähige Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft zu übersetzen.

 

Was ist euer Geheimtipp für die Arbeit zu Transdisziplinarität und transformativer Wissenschaft?

Mutig vorangehen. Alles Andere kommt dann von der Seite.

 

Was ist die größte Herausforderung bei Aktivitäten zu Transdisziplinarität und transformativer Wissenschaft?

Die größte Herausforderung bilden die hochgradig verhärteten Strukturen in den wirtschaftswissenschaftlichen aber auch -politischen Debatten und Praktiken. Im Themenbereich ‘Wirtschaft’ grundlegend Neues zu wagen wird in unserer Gesellschaft bislang sanktioniert. Das muss sich vor dem Hintergrund der massiven gesellschaftlichen Herausforderungen grundlegend ändern.

 

Welche institutionellen und/oder strukturellen Faktoren erschweren euch die Aktivitäten im Bereich Transdisziplinarität und transformative Wissenschaft?

Die akademischen Logiken der Wirtschaftswissenschaften sind momentan immer noch auf die Reproduktion des immer Gleichen ausgelegt. Von der ersten Klausur bis zur Berufung werden die belohnt, die das bestehende Spiel besonders gut spielen können – obwohl es zu großen Teilen nichts mit drängenden realen Problemen zu tun hat oder zu deren Überwindung beiträgt. Diese akademische Eigenlogik ist dabei sehr stark um ein bestimmtes Denken gruppiert, praktisches Wissen oder Fähigkeiten spielen eine nachgelagerte Rolle. Schließlich herrscht gerade in den Wirtschaftswissenschaften ein starker Expert*innen-Kult, zumeist um einige wenige prominente Ökonom*innen. Alle genannten Faktoren wirken dem Erstarken einer transdisziplinären wie transformativen Wirtschaftswissenschaft diametral entgegen.

 

Was sind aus eurer Sicht blinde Flecken im Diskurs zu transformativer Wissenschaft?

Transformativen Wissenschaftler*innen wird von außen oft ein politisches Moment in ihrer Arbeit vorgeworfen. Dieser Vorwurf übersieht, dass jede wissenschaftliche Arbeit im weitesten Sinne politische bzw. engagierte Momente trägt. Die schiere Entscheidung für die Beschäftigung mit diesem oder jenem Thema ist schon eine solche. Transformative Wissenschaft macht diese Momente explizit, reflektiert sie und ist darin schlichtweg eine ehrliche Form der Wissenschaft. Diese Facette sollte nicht defensiv, sondern offensiv als reflexive Stärke und demokratische Chance von transformativer Wissenschaft beworben werden.

Stand: September 2021